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TV-Ansprache der Kanzlerin Merkel sieht Coronakrise als größte Herausforderung seit dem Zweiten Weltkrieg

Mit dramatischen Worten wendet sich Angela Merkel in einer Fernsehansprache an die Nation - und appelliert an das Verantwortungsbewusstsein der Menschen im Land: "Im Moment ist nur Abstand Ausdruck von Fürsorge." Sehen Sie hier auch das Video.
Angela Merkel bei der Aufzeichnung ihrer TV-Ansprache

Angela Merkel bei der Aufzeichnung ihrer TV-Ansprache

Foto: Steffen Kugler/ AP

Deutschland steht nach den Worten von Kanzlerin Angela Merkel in der Coronakrise vor der größten Herausforderung seit dem Zweiten Weltkrieg. Es habe seither nichts gegeben, "bei dem es so sehr auf unser gemeinsames solidarisches Handeln ankommt", sagte Merkel in einer TV-Ansprache. "Es ist ernst. Nehmen Sie es auch ernst."

Das Virus verändere das Leben dramatisch. Sie wisse, wie hart die Schließungen etwa von Veranstaltungsräumen, Schulen, Kitas und Spielplätzen sei. "Es sind Einschränkungen, wie es sie in der Bundesrepublik noch nie gab."

DER SPIEGEL

Weil es weder eine Therapie noch einen Impfstoff gebe, bestimme eines das Handeln der Bundesregierung: "Die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen, sie über Monate zu strecken und so Zeit zu gewinnen", sagte Merkel laut einem vorab herausgegebenen Text der Ansprache.

Die Kanzlerin warnte, Krankenhäuser wären vollkommen überfordert, wenn in kürzester Zeit viele Corona-Patienten eingeliefert würden. "Das sind nicht einfach abstrakte Zahlen in einer Statistik, sondern das ist ein Vater oder Großvater, eine Mutter oder Großmutter, eine Partnerin oder Partner, es sind Menschen."

Dass die Kanzlerin sich zu einer TV-Ansprache entschloss, ist ein Indiz dafür, wie ernst sie die Lage einschätzt. Abgesehen von ihren alljährlichen Neujahrsansprachen ist es das erste Mal in ihrer Amtszeit, dass sich Merkel zu einem speziellen Anlass über das Fernsehen an die Bevölkerung wendet.

"Wir sind nicht verdammt, die Ausbreitung des Virus passiv hinzunehmen"

Das "Dringendste" sei ihr an diesem Abend die Botschaft, dass alle staatlichen Maßnahmen ins Leere gehen würden, "wenn wir nicht das wirksamste Mittel gegen die zu schnelle Ausbreitung des Virus einsetzen würden: Und das sind wir selbst", sagte die Kanzlerin. "Alle zählen, es braucht unser aller Anstrengung."

Merkel appellierte an das Verantwortungsbewusstsein der Bürger, die beschlossenen Regeln zu befolgen. "Es kommt auf jeden an. Wir sind nicht verdammt, die Ausbreitung des Virus passiv hinzunehmen. Wir haben ein Mittel dagegen: Wir müssen aus Rücksicht voneinander Abstand halten." Momentan sei "nur Abstand Ausdruck von Fürsorge". Man müsse das Risiko, "dass der eine den anderen ansteckt, so begrenzen, wie wir nur können".

Merkel deutete an, dass weitere Maßnahmen beschlossen werden können. "Wir werden als Regierung stets neu prüfen, was sich wieder korrigieren lässt, aber auch was womöglich noch nötig ist."

Coronavirus, Covid-19, Sars-CoV-2? Was die Bezeichnungen bedeuten.

Coronavirus: Coronaviren sind eine Virusfamilie, zu der auch das derzeit weltweit grassierende Virus Sars-CoV-2 gehört. Da es anfangs keinen Namen trug, sprach man in den ersten Wochen vom "neuartigen Coronavirus".

Sars-CoV-2: Die WHO gab dem neuartigen Coronavirus den Namen "Sars-CoV-2" ("Severe Acute Respiratory Syndrome"-Coronavirus-2). Mit der Bezeichnung ist das Virus gemeint, das Symptome verursachen kann, aber nicht muss.

Covid-19: Die durch Sars-CoV-2 ausgelöste Atemwegskrankheit wurde "Covid-19" (Coronavirus-Disease-2019) genannt. Covid-19-Patienten sind dementsprechend Menschen, die das Virus Sars-CoV-2 in sich tragen und Symptome zeigen.

ulz/dpa